Die Zeit, ein Wiederholungstäter – und was das mit einem Auto zu tun hat

Seltsam, die Zeit kann sich scheinbar wiederholen, wo doch immer landläufig davon die Rede ist, dass sie nicht aufzuhalten sei, unaufhaltsam voranschreite. Und dann kommt sie zurück, biegt – kurz, vorsichtig die Nase in den Wind gestreckt – um die Ecke. Einfach so. Unangekündigt und bedarfslos, denn der Zeitnutzer hat diese Wiederholung eigentlich ja nicht bestellt, geordert, weder analog noch digital, ja nicht einmal in seinen tiefsten Gedanken.

Nix da – entdeckt, entlarvt

Hat sich die Zeit möglicherweise der Nachhaltigkeit verschrieben? So ganz nach dem Motto „ich exerziere einfach das exakt Gleiche vor, spule einfach das, was ich ja schon mal auf den Tisch gelegt habe, nochmals runter, who cares“. Ein kleiner, schelmischer Wiederholungstäter, diese Zeit? Aber womöglich hat sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Erwischt. Auf frischer Tat ertappt. So einfach macht man es ihr nicht, dieser Zeit. War ja auch ganz einfach, ihr auf die Schliche zu kommen. Sie hätte sich auch ein bisschen mehr einfallen lassen können, zumindest zu Beginn, nicht einfach so hereinplatzen, wenn auch auf leisen Sohlen. Hereingeplatzt ist hereingeplatzt, ungeschminkt, maskenlos, sich wieder breit gemacht, die Nischen besetzt, Ecken ausgefüllt. Selbst die kleinsten Einheiten, Feinheiten hat sie beibehalten. Ein diabolisches, durchaus smartes, siegessicheres Grinsen im sich stetig wandelnden Gesicht.

Das Automobil – ein Bluff?


Selbst der Wind in den Bäumen weht in dieselbe Richtung, der Mond in der Nacht – untergehend, die Sichel, markant und scharfkantig. Die Musik im Ohr, laut, ein bisschen schräg, heavy, vor dem Auge das Automobil der geheimen Träume. Tja, hättet ihr euch das gedacht – dass jetzt das Thema auf Autos kommt? Aber genau das ist der große Bluff der Zeit. Sie zerrt dich an noch so banale, wichtige, völlig unwesentliche oder an die wichtigsten Stationen in deinen Gedanken, in deinem Leben, an den Abgrund oder in die beste Zeit deines Lebens – aber das lassen wir jetzt mal.

Wir sind bei einem gewissen vierrädrigen Fahrzeug, beim Beförderungsmittel meiner Träume, wahrscheinlich in diesem Fall bei den völlig unwesentlichsten Stationen überhaupt. Ja, obwohl mir Umweltschutz wichtig ist, ich alles, was rechts vor sich hin brodelt, verabscheue, eigentlich eine ziemliche Chaotin in mancherlei Hinsicht bin – ich habe ein Lieblingsauto, ein Fahrzeug meiner Träume. Sündhaft teuer, also für mich, nicht ökologisch vertretbar, darüber hinaus sind Autoliebhaber meistens eher sehr akkurat, pingeling, putzwütig. Alles, was ich nicht bin, außer bei Rechtschreibung, Grammatik, Freundschaften usw. Also ein krasser Gegensatz. Aber Gegensätze ziehen sich ja angeblich an, bekannterweise auch innerhalb seiner selbst, also Dr. Jekyll & Mr. Hyde – in diesem Fall fahrzeugbezogen.

Nur für mich

Nee, aber ist nun mal so. Windschlüpfrig, softe Konturen, also das Auto, keine Familienkutsche, nun gut, ein Cockpit nur für mich, Ledergeruch, offen, wehendes Haar, vollmondig-runde Scheinwerfer, die selbst dunkelste Landstraßen geheimnisvoll ausleuchten, Marderhunde aufscheuchen und spitze Kieselsteinchen wie Geschosse über den Straßenrand katapultieren. Geschwindigkeitsrausch, Konsequenzen? – kein Problem, da in Träumen, zumindest in den positiven, keine Radars, Strafmandate oder haufenweise Anzeigen existieren.

Zurück

OK, ich komme gedanklich zurück. Ich habe mit diesem bluffenden Wiederholungstäter begonnen, der Zeit. Sie hat mir durch ihr vehementes Insistieren einen Stoß versetzt – oder vielleicht auch nur einen Schubs. Wohin? Wozu? Zum Autokauf?

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Maskenpflicht – Oder: Irgendwann werdet ihr sie vermissen!